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Wissen ebi-aktuell Wenn Arzneimittel dort entstehen, wo der Kräuteranbau seit langem Tradition hat

Wenn Arzneimittel dort entstehen, wo der Kräuteranbau seit langem Tradition hat

Die Ceres Heilmittel AG wurde 1991 in der Ostschweiz gegründet und stellt pflanzliche Urtinkturen und Komplexmittel her. 2012 wurde die Produktion, die bis zu dem Zeitpunkt ausschliesslich am Hauptsitz in Kesswil (TG) stattfand, um einen weiteren Produktionsstandort in Nax im Kanton Wallis erweitert. Durch die Nähe zum traditionellen Kräuteranbau, stellt der Standort im Wallis eine optimale Ergänzung dar. Die spezielle Ceres Qualität entsteht an beiden Standorten durch eine optimale Kombination von Handarbeit und Technik. Mehr zum Standort Nax und zum speziellen Herstellungsverfahren von Ceres haben wir von Lukas Sarbach, Produktionsleiter der Ceres Heilmittel AG in Nax, erfahren.

Von Simone Walther Büel   Diplomierte Journalistin/Mitarbeiterin Marketing Services & Kommunikation bei der ebi-pharm ag 

gebäude ceres in nax vor kräutergartenBild: CERES Gebäude in NAX 

Lukas Sarbach, Ceres ist seit der Gründung bei der Herstellung seiner Arzneimittel einen eigenen Weg gegangen. Wie unterscheidet sich das Herstellungsverfahren von Ceres von der heute sonst üblichen Art der Herstellung?

Einfach gesagt, beruht die Herstellung bei Ceres auf dem Verfahren, das Dr. Roger Kalbermatten, der Gründer der Ceres Heilmittel AG, in den 80-er Jahren entwickelt hat. In sorgfältiger empirischer Forschung nach dem Prinzip «Trial and Error» ist er da auf die vier Säulen der Qualität gekommen.

1. Pflanzenqualität: Herkunft der Pflanze/Fördern der Heilpflanze
Die Pflanzen stammen von einem für sie standortgerechten Ort aus biologischem Anbau oder Wildsammlung.

2. Handwerk: Ernte von Hand/Bewahren der Wirkprinzipien
Die Pflanzen werden von Hand geerntet/geschnitten und das zu genau dem Zeitpunkt, wo sie die optimale Reife erreicht haben.

3. Mörsertechnologie: Mörsermühle/Vermahlen und Mischen
Die Pflanzen werden in der speziell von Ceres entwickelten und patentieren Mörsermühle verarbeitet.

4. Ruhezeit: Reife/ Tinkturenlager
Nachdem die Pflanzen zu einer Tinktur verarbeitet wurden, darf die Tinktur noch mindestens 2-3 Jahre im Tinkturenlager reifen, genauso wie ein guter Wein.

Dieses Verfahren unterscheidet sich deutlich von der heute sonst gängigen Art der Verarbeitung. Da wird meist maschinell geerntet und die Pflanzen werden anschliessend mit Häckslern grob zerkleinert, was zu einer höheren Oxidation führen und somit einen Qualitätsverlust bedeuten kann. Die Maschinen, die für die Verarbeitung eingesetzt werden, stammen häufig aus der Fleischindustrie, wo oft Eis hinzugegeben wird, um die Denaturierung der Eiweisse zu verhindern. Bei Frischpflanzen ist dies natürlich nicht möglich, wodurch es zu dem besagten Qualitätsverlust kommen kann.

Welche Auswirkungen hat diese sorgfältige Herstellung auf das Produkt?

Das ist sicher die tiefe Dosierung bei hoher Wirksamkeit. Hier ist Ceres einzigartig auf dem Markt. Und diese hohe Wirksamkeit beruht auf den drei Wirkprinzipien, die sich dank der sorgfältigen Herstellung entfalten können.

Information
Jede Pflanze ist ein Informationsträger, die Pflanze kommuniziert mittels ihrer Form, ihrer Farbe und ihrem Duft. Beim Vermahlungsprozess in der Mörsermühle wird die Information der Pflanze auf das Arzneimittel übertragen.

Energie / Vitalität
Die Energie / Vitalität des Arzneimittels wird vor allem durch den Prozess der Reifung abgerundet und dadurch verstärkt. 

Wirkstoffe
Jede Heilpflanze hat zahlreiche Wirkstoffe, die wie ein gut eingespieltes Orchester zusammen wirken. Dieses Vielstoffgemisch wirkt mehr, als wenn man alle einzelnen Stoffe zusammenbauen würde. Manche Wirkstoffe sind empfindlich und können durch Erhitzung oder Oxidation abgebaut werden. Die Wirkstoffe werden hauptsächlich durch das Schneiden von Hand und die Extraktion mit der Mörsermühle bewahrt, denn dank dieser sorgfältigen Verarbeitung entsteht viel weniger Oxidation. 

Weisst du, wie es damals zur Entscheidung kam, den zusätzlichen Produktionsstandort gerade in Nax zu eröffnen?

Ein Grund war sicher, dass man beim Produktionsstandort Kesswil an eine Kapazitätsgrenze stiess. Anstatt Kesswil weiter auszubauen und zu vergrössern, beschloss man sich an der Natur zu orientieren und organisch zu wachsen. So kam man auf die Idee, einen zweiten Standort in einer anderen Region wieder als eigene Einheit aufzubauen. Und da hatte man bereits das Wallis im Auge, da es andere klimatische Bedingungen hat als Kesswil. Hier in Nax ist es im Sommer trocken und heiss und im Winter kalt und schneereich. Zudem gibt es im Wallis eine langjährige Kräuteranbau-Tradition. Dass dann gerade der Ort Nax gewählt wurde, war eher ein Zufall. Roger Kalbermatten stiess hier auf ein schon bestehendes Gebäude und konnte dies erwerben. Die bestehende Struktur wurde anschliessend den Bedürfnissen entsprechend umgebaut, so dass sich die Pflanzen, die Mitarbeitenden und Besuchende darin wohl fühlen. Das Gebäude ist luftig und hell gebaut. 2015 hat man dann zum bestehenden Gebäude noch das Schneidhaus in Form eines Oktagons angebaut. Und ebenfalls 2015 entstand noch ein zusätzliches Tinkturenlager, das in den Fels gebaut wurde.

Der Standort Nax, wo du die Produktion leitest, befindet sich an einem Ort, wo der Kräuteranbau Tradition hat, wie du schon erwähnt hast. Wie stark hat dieser Aspekt damals bei der Wahl des neuen Standorts eine Rolle gespielt?

Dieser Aspekt hat sicher auch eine wichtige Rolle gespielt. Ein Pionier des Kräuteranbaus im Zentralwallis ist beispielsweise Maurice Masserey, der schon 1984 mit dem professionellen Kräuteranbau für Ricola begann und Salbei und Thymian anpflanzt. Nach und nach pflanzten weitere Bauern Kräuter an. Viele schlossen sich zu der Genossenschaft Valplantes zusammen, die Liste könnte hier noch weiter geführt werden.

Eine wichtige Wissensträgerin in Bezug auf Heilpflanzen im Wallis ist die Heilkräuterfrau Germaine Cousin, sie ist inzwischen fast 100 Jahre alt und hat ihr Wissen auch in zahlreichen Büchern festgehalten. Sie war übrigens auch schon hier zu Besuch in Nax. Auch mit der Heilpflanzenschule «Alchémille» in Evolène fühlen wir uns verbunden. Von hier haben wir immer wieder Studentinnen und Studenten, die bei uns mithelfen. Zu guter Letzt ist noch der Forschungsstandort Agroscope in Conthey zu erwähnen, der einen wichtigen Beitrag zur Erforschung von Heilpflanzen leistet. 

Welche Rolle spielen traditionelle und moderne Techniken bei der Herstellung der Produkte von Ceres in Nax?

Das beste Beispiel, wie sich bei Ceres traditionelle und moderne Techniken ergänzen, ist sicher die Mörsermühle. Hier wurde das Prinzip des Mörserns von Hand auf eine Maschine übertragen. Zu Ceres gehört eben beides, das Traditionelle und das Moderne. Manche Leute glauben ja, wir hätten hier eine Art Hexenküche und staunen dann, wenn sie unsere moderne Produktion sehen. Was wir vom Traditionellen zu bewahren versuchen, ist, die Pflanze als Lebewesen und nicht nur als Rohstofflieferant wahrzunehmen. Das zeigt sich dann z.B. auch in Bezug auf den richtigen Erntezeitpunkt. So ernten wir z.B. den Holunder oder auch die Brennnessel immer zwischen drei und vier Uhr nachmittags, weil da das Aroma am intensivsten ist. Das ist Ausdruck des Wesens dieser Pflanzen. 

Ist die Herstellung in Nax genau gleich wie in Kesswil oder gibt es Unterschiede?

Ja, die Herstellungsprozesse sind an beiden Standorten identisch. Dadurch haben wir auch die gleiche Qualität der Produkte an beiden Standorten. Manchmal ernten wir sogar an beiden Standorten die gleiche Pflanze am selben Tag, wie dieses Jahr z.B. den Lavendel. Dennoch gibt es natürlich immer kleine Unterschiede, denn wir stellen ein Naturprodukt her und klar ist der Lavendel im Wallis z.B. auf einem anderen Boden gewachsen als der in der Region Kesswil.

Eine wichtige Rolle im Herstellungsprozess hat die von Ceres entwickelte Mörsermühle, die du schon mehrmals erwähnt hast. Gibt es diese spezielle Mühle an beiden Standorten und was ist das Spezielle an der Mörsermühle? 

Ja, man kann sagen, die Mörsermühle ist das Herzstück der Firma. Das Spezielle an der Mörsermühle ist, dass sie während dem Herstellungsprozess hermetisch verschlossen ist, dadurch geht nur ein Minimum an Stoffen verloren. Die Pflanzen werden dabei schonend, rhythmisch vermahlen und dynamisiert. Insgesamt gibt es sechs Mörsermühlen, drei in Kesswil und drei in Nax. Hier in Nax sind zwei davon immer im Einsatz und die dritte dient als Reserve, wenn eine der anderen beiden einen Defekt haben sollte.

Wie wird die Qualitätssicherung bei der Ceres Heilmittel AG sichergestellt? Und unterscheidet sich auch die von anderen Herstellern in der Branche?

Die Qualitätssicherung beginnt bei uns schon vor der Ernte. So gehen wir regelmässig aufs Feld, um den optimalsten Zeitpunkt für die Ernte zu bestimmen. Beim Ernten von Hand schneiden wir die Pflanzen selektiv, also wir ernten nur die Pflanzen, die genau im richtigen Stadium sind, Pflanzen, die noch nicht ganz reif oder schon überreif sind, lassen wir stehen. Da unterscheiden wir uns sicher wieder von anderen Herstellern, die mit der Maschine ernten und somit dann am Schluss Pflanzen aus allen Stadien bei ihrer Ernte dabei haben. Zur Qualitätssicherung gehört selbstverständlich auch der Wirkstoffnachweis, der im Labor in Kesswil erfolgt, ebenso die Organoleptik, wo Aroma, Geschmack und Farbe des Produkts geprüft wird. Zugleich sind für die Qualitätssicherung die Einhaltung der GMP Regeln, also aller SOP’s und entsprechende Schulungen aller Mitarbeitenden wichtig.

Und noch eine Frage zum Schluss: Welche Pläne gibt es für die Zukunft für den Standort Nax? Gibt es aktuelle oder geplante Projekte? 

Wir sind sozusagen ein Pufferstandort für Kesswil und können flexibel auf Produktionsanfragen reagieren, wenn die Nachfrage bei einer Pflanze steigen sollte, oder eine neue Pflanze ins Sortiment aufgenommen wird. Unser Fokus hier in Nax liegt denn auch in Zukunft ganz klar auf der Produktion und der hohen Qualität unserer Produkte. Gleichzeitig möchten wir unseren Standort hier noch bekannter machen. Er ist wunderschön gelegen und somit ein idealer Seminarstandort. Unser Ziel ist es, noch mehr Menschen hierhin zu bringen. Dazu organisieren wir verschiedene Veranstaltungen, wie z.B. botanische Wanderungen für die einheimische Bevölkerung, aber auch Weiterbildungen für Fachpersonen.

Diesen schönen Ort zu erleben, tut den Menschen einfach gut, gerade in diesen speziellen, herausfordernden Zeiten. Menschen, die uns hier besuchen, gehen anders weg, als sie gekommen sind, und das macht uns natürlich sehr viel Freude und motiviert uns, weiterhin unser Bestes zu geben.

Wer noch mehr über die sorgfältige Art der Herstellung der Ceres Arzneimittel und ihre Anwendung erfahren möchte, hat die Möglichkeit an einer der vielfältigen Veranstaltungen in Nax teilzunehmen. 


Veranstaltungen in Nax



 

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Autor/in:
Simone Walther Büel
Tags zum Bericht:
Ceres Unternehmenskommunikation

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