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Wissen ebi-aktuell Gesunde Zähne, gesunder Mensch – das Prinzip der ganzheitlichen Zahnmedizin

Gesunde Zähne, gesunder Mensch – das Prinzip der ganzheitlichen Zahnmedizin

Sind die Zähne krank, kann sich das in körperlichen oder seelischen Beschwerden niederschlagen – und umgekehrt. Ganzheitlich orientierte Zahnmedizinerinnen und -mediziner schauen ihren Patienten deshalb nicht nur in den Mund, sondern betrachten den ganzen Menschen.

Tanya Karrer | Dieser Beitrag stammt von millefolia.ch, dem «Schweizer Infoportal für Komplementärmedizin» 

Frau mit roten Haare

Schul- und komplementärmedizinische Methoden kombinieren 

Schmerzt das Knie ohne erkenntliche Ursache, könnte ein Backenzahn der Übeltäter sein. Nämlich dann, wenn es sich um ein Störfeld handelt. Die ganzheitliche Zahnmedizin versteht darunter eine allgemeine Störung, die durch eine Erkrankung in der Mundhöhle ausgelöst wird und sich irgendwo im Körper manifestieren kann.

Es ist Detektivarbeit, diesen Störfeldern auf die Schliche zu kommen. Neben den schulmedizinischen Methoden bedienen sich ganzheitlich arbeitende Zahnärztinnen und Zahnärzte deshalb auch Anwendungen aus der Komplementärmedizin.

«Wir wählen die komplementärmedizinischen Methoden aufgrund von Studien und Erfahrungsberichten aus», sagt Urs Weilenmann, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Ganzheitliche ZahnMedizin SGZM.   Der Zürcher Zahnarzt macht gute Erfahrungen mit Bioresonanz, Neural- oder Magnetfeldtherapie, Homöopathie und Akupunktur. «Aber», sagt Urs Weilenmann, «erfahrene Therapeutinnen und Therapeuten können auch eigene Therapiekonzepte entwickeln.»

Die Patienten ganzheitlich betrachten

So vielfältig wie die Methoden und Ansätze ist auch das Verständnis der ganzheitlichen Zahnmedizin. Während im englischsprachigen Raum der Fokus auf Phytotherapie und Prävention liegt, stehen in Europa vorwiegend die Materialverträglichkeit – etwa bei Füllungen – und die Behandlung sogenannter wurzeltoter Zähne im Mittelpunkt. Gemeinsam ist den ganzheitlich arbeitenden Zahnärztinnen und -ärzten, dass sie ihren Patienten nicht nur in die Mundhöhle schauen, sondern den gesamten Menschen betrachten.

«Ganzheitliche Zahnbehandlungen können sehr viele Allgemeinerkrankungen beeinflussen.» Urs Weilenmann
 

Häufig überschneidet sich die ganzheitliche Zahnmedizin mit der biologischen und integrativen Zahnmedizin: Erstere setzt auf schonende Verfahren und verträgliche Materialien, während Letztere alternative Heilmethoden einbindet. «Die Mitglieder der SGZM wissen, dass sie mit ihren ganzheitlichen Behandlungen sehr viele Allgemeinerkrankungen beeinflussen können», sagt Urs Weilenmann. Umgekehrt könnten jedoch auch viele Erkrankungen im Mund- und Zahnbereich durch äussere Faktoren bedingt sein.


Schweizerische Gesellschaft für Ganzheitliche ZahnMedizin SGZM

Die SGZM fördert die ganzheitliche Zahnmedizin, indem sie entsprechende Aus- und Weiterbildungen für Zahnärztinnen und -ärzte anbietet. Die rund 75 Mitglieder verfügen über breite Kenntnisse in der Komplementärmedizin wie zum Beispiel der Kinesiologie, Akupunktur und Homöopathie sowie erweiterter Diagnoseverfahren. Die SGZM setzt sich zudem dafür ein, dass klinische Beobachtungen, die mit der gängigen biochemischen Theorie des Menschen nicht erklärt werden können, wissenschaftlich untersucht werden. Die SGZM wurde 1992 gegründet.


Ernährungsberatung, TCM und wurzeltote Zähne

«Bei einer Parodontitis, also einer Entzündung des Zahnhalteapparates, berücksichtige ich unter anderem auch den Darm als Teil der Therapie», erklärt Nadica Ewald, Zahnärztin in Herisau die ganzheitliche Herangehensweise. Denn Darm- und Mundgesundheit hängten oft zusammen. Ein Grund, weshalb der Oltner Zahnarzt Luca Egloff neben biologischer Zahnmedizin auch Ernährungsberatung anbietet.

Nach einer Ausbildung in Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) und weiteren Techniken behandle er, wie er sagt, neben Zahnpatientinnen auch immer mehr ganzheitliche Patienten.

«Bei einer Parodontitis berücksichtige ich unter anderem auch den Darm als Teil der Therapie.» Nadica Ewald

«Inzwischen erhalte ich Überweisungen von Ärzten aus der gesamten Nordwestschweiz.» Am Zürichsee, in der Seegarten Klinik Kilchberg, wird wiederum immer wieder die krank machende Wirkung wurzeltoter Zähne bestätigt. Im Sinne eines «Herdgeschehens» könnten Toxine und Bakterien in den gesamten Körper abgegeben werden und so chronische Erkrankungen und Allergien begünstigen, teilt die Klinik mit. Das Ärzteteam hat die Erfahrung gemacht, dass tote Zähne häufiger Ursache von Krankheiten sind als Amalgamfüllungen.

«Unsere Erfolge werden in der Ausbildung totgeschwiegen»

Amalgamfüllungen gerieten Anfang der 1990er-Jahre in die Kritik. Man vermutete, dass das darin enthaltene Quecksilber die Ursache für verschiedene Erkrankungen sei. Als über die Mundhöhle hinaus denkende Zahnärztinnen und -ärzte begannen, Quecksilber aus dem Körper auszuleiten und alternative Füllungsmaterialien wie Keramik zu verwenden, markierte dies die Geburtsstunde der heutigen ganzheitlichen Zahnmedizin.

Seit 1992 vereinen sich die hiesigen Vertreterinnen und Vertreter in der Schweizerischen Gesellschaft für Ganzheitliche ZahnMedizin. Doch der Nachwuchs fehlt. «Unsere Erfolge werden in der Ausbildung totgeschwiegen», sagt SGZM-Präsident Urs Weilenmann, was ihn besonders ärgert, weil chronische Entzündungen heute ein grosses Problem darstellten. «Und in vielen Fällen können wir helfen.»


Quellen und weiterführende Literatur

  • Weilenmann, Urs: Der Einfluss von Umwelttoxinen und zahnärztlichen Materialien bei chronischen Erkrankungen – Umwelt, Medizin, Gesellschaft 33(3), 2020. Link zum PDF-Download
  • Teplitsky, B.: Holistic Dentistry: A Brief Explanation and Overview of Modern Comprehensive Dental Care – Dental Hypotheses 14(1):p 39-41, Jan–Mar 2023. | DOI: 10.4103/denthyp.denthyp_45_22
  • Duggal, S. et al.: Herbal Dentistry: Nurturing Oral Health with Natural Remedies – Journal of Pharmacy and Bioallied Sciences 16(Suppl 3): p S1932-S1934, July 2024

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Tags zum Bericht:
Komplementärmedizin Unternehmenskommunikation

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