Pflanzenporträt: Wildes Stiefmütterchen (Viola tricolor)
Mit seinen kleinen Blüten ist das Wilde Stiefmütterchen (Viola tricolor) eher unscheinbar, doch das Kraut hat es in sich. In der Volksheilkunde wird es seit langem wegen seiner entzündungshemmenden Eigenschaften gepriesen. Besonders hervorzuheben ist die positive Wirkung von Viola tricolor auf die Haut, nicht umsonst nennt man das Wilde Stiefmütterchen auch «Königin der Haut».
Von Simone Walther Büel Diplomierte Journalistin/Mitarbeiterin Marketing Services & Kommunikation bei der ebi-pharm ag

Zuordnung, Vorkommen und Aussehen
Das Wilde Stiefmütterchen gehört zur Gattung der Veilchengewächse (Violaceae), die insgesamt rund 350 Arten umfasst. Es ist in weiten Teilen Europas verbreitet, einzig in den südlichsten und nördlichsten Regionen kommt es nicht vor. Das Wilde Stiefmütterchen wächst bevorzugt auf nährstoffarmen Böden. Man findet es auf Wiesen und Feldern, an Wegrändern und auf Brachflächen.
Viola tricolor ist eine ein- bis zweijährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 10 bis 30 Zentimetern erreicht. Ihre zarten Blätter sind länglich-eiförmig, die unteren sind oft gestielt, die oberen sitzend. Besonders auffällig sind jedoch die Blüten: Sie erscheinen von April bis Oktober und zeigen eine charakteristische dreifarbige Zeichnung: Violett, Gelb und Weiss. Dabei sind die obersten beiden Blütenblätter meist violett gefärbt, die anderen Blätter zeigen eine erstaunliche Variabilität. Nur eines bleibt immer konstant: In der Mitte der Blüte liegt das kräftig gelbe Saftmal als Lockpunkt für Insekten. Daneben markieren sehr feine dunkle Streifen das Landefeld. Die zwittrigen Blüten des Wilden Stiefmütterchens werden gerne von Wildbienen, Hummeln und Schmetterlingen besucht. Die anspruchslose Pflanze ist selbstbestäubend, verbreitet sich aber auch über den Wind. Als Begleitpflanze findet man das Wilde Stiefmütterchen recht häufig in Roggen- und Getreidefeldern.
Eine Pflanze mit vielen Namen
Der lateinische Name der Pflanze «Viola tricolor» bedeutet wörtlich «dreifarbige Veilchenblume» und bezieht sich auf die drei Farben der Blütenblätter.
Woher der deutsche Name «Stiefmütterchen» stammt, ist nicht nachgewiesen. Es gibt jedoch verschiedene Theorien dazu, eine davon besagt, dass die Bezeichnung auf die Verteilung der Blütenblätter zurückgeht. Jede Blüte besteht aus fünf Kronblättern, die fast wie eine kleine Familienbande zusammenstehen. Das grösste Kronblatt sitzt zuunterst und wird als «Stiefmutter» bezeichnet. Sie überdeckt ein wenig die beiden seitlichen Kronblätter, ihre «Töchter». Diese bedecken wiederum ein Stück weit die beiden «Stieftöchter», nämlich die beiden nach oben zeigenden Blütenblätter.
Im Volksmund findet man aber noch viele weitere Namen für das kleine Blümchen wie z.B. Schöngesicht, Mädchenauge, Muttergottesschuh, Christusauge, Liebesgesichtli und Dreifaltigkeitsblume.
Verwendung in der Volksmedizin
Das Wilde Stiefmütterchen wird in der Volksheilkunde schon lange geschätzt. Besonders bei Hautproblemen wie Ekzemen, Akne oder Milchschorf bei Kindern kommt es zur Anwendung – innerlich als Tee oder Tinktur, äusserlich als Umschlag oder Salbe. Wegen seines starken Bezugs zur Haut wird das Wilde Stiefmütterchen oft auch als «Königin der Haut» bezeichnet. Die Pflanze wirkt entzündungshemmend, blutreinigend und leicht harntreibend. Auch bei Husten, Bronchitis oder Rheuma wird sie traditionell eingesetzt.
In der Homöopathie findet Viola tricolor insbesondere Anwendung bei Hautleiden, die mit starkem Juckreiz einhergehen. Auch bei nervösen Zuständen oder kindlichen Entwicklungsstörungen wird sie gelegentlich verwendet.
Das Wesen der Pflanze
Vom Wesen der Pflanze her steht das Stiefmütterchen für Verletzlichkeit und die beiden Gegensätze Echtheit und Schein, wie Roger und Hildegard Kalbermatten in ihrem Buch «Pflanzliche Urtinkturen – Wesen und Anwendung» schreiben. Das Wesen des Stiefmütterchens tritt uns in seiner vielfältigen Gestalt- und Farbgebung entgegen. Diese Pflanzenart kann durch Züchtung in zahlreichen, unterschiedlichen Varianten erscheinen. Es besteht keine unmittelbare Entsprechung zwischen innen und aussen, zwischen Wesen und Gestalt. Sein und Schein befinden sich in einem Spannungsfeld. Die Stabilität und Echtheit, wie sie andere Pflanzen durch die Entsprechung von Wesen und Gestalt haben, fehlt dem Stiefmütterchen.
Das Stiefmütterchen versinnbildlicht den sehr empfindsamen, verletzlichen, komplizierten Menschentypus, der seine Verletzlichkeit mit allen Mitteln – auch kosmetischen – zu verbergen sucht. Es ist ihm ein Anliegen, den Schein, das Gesicht zu wahren. Die Haut als Grenze zwischen innen und aussen, als sichtbare Oberfläche, soll intakt und schön bleiben.
In psychischer Hinsicht vermag das Stiefmütterchen die Aufmerksamkeit auf die Diskrepanz zwischen der inneren Verletzlichkeit und der nach aussen getragenen, künstlichen Oberflächlichkeit zu lenken.
Inhaltsstoffe
Die wichtigsten Inhaltsstoffe, welche das Wilde Stiefmütterchen enthält, sind folgende:
- Schleimstoffe
- Gerbstoffe
- Salicylsäure
- Flavonoide
- Die Vitamine A und C
- Cumarine
- Hämolytische Peptide
- Geringe Mengen ätherischer Öle
Diese Kombination verleiht der Pflanze ihre entzündungshemmenden und hautheilenden Eigenschaften.
Symbolik und Mythologie
In der Sprache der Blumen steht das Wilde Stiefmütterchen für nachdenkliche Liebe, Sehnsucht und Erinnerung. In der christlichen Tradition wird es oft mit der Dreifaltigkeit in Verbindung gebracht – daher auch der Name Dreifaltigkeitsblume. In der viktorianischen Blumensprache galt das Stiefmütterchen als Botschafterin stiller Gedanken: Ein Sträusschen davon konnte bedeuten «Ich denke an dich.» Auch in Shakespeares «Ein Sommernachtstraum» spielt Viola tricolor eine zauberhafte Rolle: Der Saft ihrer Blüte wird dort als Liebestrank verwendet – ein Hinweis auf die mystische Wirkung, die man der Pflanze auch früher schon zugeschrieben hat.
«Viola Tricolor» ist auch der Titel einer Novelle des deutschen Schriftstellers Theodor Storm (1817–1888), in der es allerdings um eine tatsächliche Stiefmutter geht und das dreifarbige Veilchen rein symbolisch genannt wird.
Das Wilde Stiefmütterchen in der Küche
Obwohl es in erster Linie eine Heilpflanze ist, kann das Wilde Stiefmütterchen auch kulinarisch verwendet werden. Die hübschen Blüten machen sich hervorragend als essbare Dekoration auf Salaten, Desserts oder in Eiswürfeln. Sie enthalten Vitamin C, Antioxidantien und Bitterstoffe, die die Verdauung fördern.
Literatur:
- «Pflanzliche Urtinkturen – Wesen und Anwendung», Roger und Hildegard Kalbermatten, ISBN 978-3-03800-601-5
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- Simone Walther Büel
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