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Porträt einer Hebamme

Schon mit 12 Jahren wusste sie, dass sie Hebamme werden will und heute lebt sie ihren Beruf mit Leib und Seele. Sie, das ist Hebamme Lisa Mees-Liechti aus Münchenbuchsee. In den 32 Jahren, die Lisa Mees nun als Hebamme tätig ist, ist so einiges an Wissen und Anekdoten zusammengekommen.

Lisa Mees wird am 16. November 1967 in Brugg geboren und wächst dort in einer Familie mit 3 Kindern auf. Schon mit 12 Jahren verkündet sie, dass sie später Hebamme werden will, obwohl sie damals noch gar nicht so genau weiss, was dieser Beruf eigentlich alles beinhaltet. Sie habe als Kind auch nie gerne mit Puppen gespielt oder Kinder gehütet, was man ja vielleicht bei einer Hebamme vermuten könnte, sagt mir Lisa Mees. An ihrem Berufswunsch hält sie aber von da an fest und setzt diesen dann auch in die Tat um.

Lehrjahre im Spital

Nach ihrer Ausbildung zur Hebamme arbeitet Lisa zuerst im Spital unter anderem in Grenchen und in Biel. Zwei Jahre zu 100% im Spital arbeiten sind für jede Hebamme obligatorisch, damit sie überhaupt als freischaffende Hebamme arbeiten darf. Bei Lisa Mees werden es dann am Schluss 10 Jahre Tätigkeit im Spital. Sie will sich nämlich zuerst ein möglichst breites Wissen und genügend Erfahrung aneignen über Schwangerschaft und Geburt, bevor sie freischaffende Hebamme wird. Die Jahre im Spital sind lehrreich, aber auch nicht immer einfach, zum Beispiel dann, wenn sie sich als erfahrene Hebamme von einem Assistenzarzt mit viel geringerer Erfahrung sagen lassen muss, was zu tun ist. Da gerät Lisa Mees ab und zu als Hebamme schon in einen Clinch und wenn nötig, wehrt sie sich dann auch, für sich, aber auch für die gebärende Frau. So zum Beispiel geschehen, als ein Assistenzarzt für eine Frau eine Vakuumgeburt vorsieht, aus dem einfachen Grund heraus, dass er für seine Ausbildung eine gewisse Anzahl von Vakuumgeburten vorweisen muss, bei dieser Frau aber überhaupt keine Indikation für eine Vakuumgeburt vorliegt. Nach solchen Interventionen wird sie dann schon einmal zum Chefarzt zitiert, aber am Schluss gibt ihr dieser recht.

Die Freude am Begleiten von Familien

Seit 1998 ist Lisa Mees nun eigenständig unterwegs und betreut werdende und frischgebackene Mütter und Väter in und rundum Münchenbuchsee. Was ihr dabei besonders gefällt ist die Zusammenarbeit mit den Frauen und den Familien und wie sie die Entwicklung in den Familien beobachten kann. Sie ist auch immer wieder aufs Neue beeindruckt davon, was Frauen alles leisten können und wie viel Kraft in so einer Frau drinsteckt.

Wissen, Einfühlungsvermögen und eine grosse Portion Intuition

Lisa Mees ist eine «gspürige» Hebamme, wie man auf Berndeutsch sagen würde. Sie sei schon als Kind so gewesen, erzählt mir Lisa Mees und dieses «Gspüri» oder man könnte es vielleicht auch Intuition nennen, ist mit den Jahren und ihrer Berufserfahrung noch gewachsen. So erzählt sie mir, dass sie einmal bei einer Nachtwache eine gebärende Frau begleitet hat und plötzlich hatte sie eine Art inneren Film und ein Wissen, dass die Gebärmutter am Reissen ist. Obwohl sie zuerst selbst an ihrem Verstand zweifelt - denn bei der Frau handelt es sich um eine Erstgebärende und da sind Gebärmutterrisse äusserst selten - bleibt doch dieses Gefühl zurück, dass da etwas nicht stimmt. Lisa Mees trommelt deshalb mitten in der Nacht die Ärzte aus dem Bett für einen Notfall-Kaiserschnitt – und sie sollte recht behalten, der Arzt kann das Skalpell nicht einmal richtig ansetzen, schon reisst die Gebärmutter. Lisa Mees hat immer wieder solche Erlebnisse. Als sie noch im Spital in Grenchen arbeitet, kommt es ab und zu vor, dass sie die Ärzte nachts um drei aus dem Bett holt, weil sie merkt, da bahnt sich ein Notfall an und das Schöne ist, sie liegt immer richtig mit ihrer Intuition. Am Anfang fragen die Ärzte jeweils noch, woher sie denn dies oder jenes wissen wolle, es sei ja nichts Aussergewöhnliches sicht- oder messbar und wundern sich, wenn sie von Lisa Mees die Antwort erhalten, dass sie einfach so ein komisches Gefühl habe. Aber da sich «ihr Gefühl» immer als richtig herausstellt, fragen sie mit der Zeit nicht mehr nach, sondern nehmen es einfach hin, dass Lisa Mees mit ihrem Gefühl richtig liegt. Und auch Lisa Mees hat mit jedem zusätzlichen Jahr an Berufserfahrung gelernt, dass sie sich auf ihre Intuition verlassen kann.

Voller Einsatz für «ihre» Familien

Lisa Mees wachsen die Familien, welche sie betreut, immer sehr ans Herz. Klar gibt sie dann alles, wenn es einem Kindlein oder der Mutter nicht gut geht. So ist sie einmal an Weihnachten bei einer Frau zu Hause, die mit ihrem Kindlein einfach nach Hause geschickt wurde, obwohl das Kindlein einen schweren Milzschaden hat. Lisa Mees weiss, wenn das Kind kein Blut bekommt, dann stirbt es. Und Lisa Mees weiss auch, dass sie im Inselspital zu dem Zeitpunkt zu wenig Blutreserven haben. Das weiss sie von ihrem damaligen Mann – einem Arzt, der in der Klinik Sonnenhof arbeitet. Dennoch ist sie fest entschlossen, für das Kind zu kämpfen. Sie fährt mit Mutter und Kind ins Spital und verlangt dort, dass ihm Blut gegeben wird. Sie sagt den Verantwortlichen vor Ort: «Ich weiss, dass ihr zu wenig Blutreserven habt, aber ihr wollt doch jetzt nicht an Weihnachten deswegen ein Kind sterben lassen». Das wirkt, das Kind bekommt die letzte Blutkonserve mit seiner Blutgruppe und Lisa begleitet Mutter und Kind anschliessend wieder nach Hause und erklärt der Mutter, jetzt sei alles getan, was man habe tun können, nun müsse man den Rest den himmlischen Helfern überlassen. Dabei überreicht sie der Mutter noch ein kleines «Kitschengeli». Und die himmlischen Helfer des Kindes sind da, das zeigt sich kurze Zeit später, als das ältere Geschwister des Kindleins an den Stubenwagen prallt, das Mädchen herauskatapultiert wird und wie ein Wunder mitten auf einem Kissenberg landet, der in der Nähe am Boden liegt. In der Hand hält das Mädchen das kleine «Kitschengeli». Die Mutter schreibt diesen Vorfall Lisa Mees via sms und bemerkt, jetzt wisse sie definitiv, dass für das Kind auch von oben gesorgt sei. Solche Geschichten sind es, die auch bei Lisa Mees immer wieder eine Hühnerhaut auslösen und ihre grosse Ehrfurcht vor der Natur und der Frau noch grösser werden lassen. Für Lisa Mees ist deshalb klar, sie würde auch heute wieder den Beruf Hebamme wählen, wenn sie nochmals vor der Berufswahl stünde, denn es ist eben viel mehr als «nur» ein Beruf.

Autor/in:
Simone Walther Büel
Tags zum Bericht:
Hebamme Menschen Unternehmenskommunikation

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