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Wissen ebi-aktuell Resilienz und Resistenz

Resilienz und Resistenz: Was uns in herausfordernden Zeiten stärkt 

Seit einigen Jahren trifft man bei Themen wie Stress oder schwierigen Lebenssituationen häufig auf die beiden Begriffe Resilienz und Resistenz. Was verbirgt sich aber genau hinter diesen beiden Begriffen? Und welchen praktischen Nutzen lässt sich daraus für unseren Alltag ziehen? Hier soll dieser Artikel etwas Licht ins Dunkle bringen.

Menschen umarmen sich

Resilienz und Resistenz – sind das nicht Synonyme? Vielleicht haben Sie sich das auch schon gefragt, wenn Sie den beiden Begriffe im Zusammenhang mit Stress und Stressbewältigung begegnet sind. Auf den ersten Blick könnte man es meinen. Geht man den beiden Begriffen aber etwas tiefer auf den Grund, entdeckt man durchaus Unterschiede.

Das Wort Resilienz hat seinen Ursprung beim lateinischen Verb «resilire», was so viel wie «abprallen, zurückspringen» bedeutet. Der Begriff wurde ursprünglich in der Physik verwendet, um die Fähigkeit von Materialien zu beschreiben, die auch nach extremen Verformungen wieder in Ihren Anfangszustand zurückkehren (zum Beispiel Gummi). Im übertragenen Sinn wird der Begriff heute auch für psychologische und soziale Zusammenhänge verwendet. Auf den Menschen übertragen, beschreibt er die Fähigkeit, sich von Lebenskrisen oder Traumata relativ rasch und ohne dauerhaften Schaden zu erholen. Damit dies gelingt, benötigt es Flexibilität und Anpassungsfähigkeit.

Zu den Entdeckern dieser psychischen Widerstandsfähigkeit gehört die US-Psychologin Emmy Werner. Ab den 1950er Jahren beobachtete sie auf der hawaiianischen Insel Kauai für 40 Jahre lang das Leben von knapp 700 Kindern bis ins Erwachsenenalter hinein. Rund ein Drittel der Kinder wuchs in Armut auf, wurde vernachlässigt oder gar misshandelt. Das prägte viele bis ins Erwachsenenalter – aber nicht alle! Ein Drittel der betroffenen Kinder führte später ein erfülltes Leben. Emmy Werner erkannte bei diesen Kindern eine psychische Widerstandsfähigkeit, die sie Resilienz nannte.

Der Begriff Resistenz ist ebenfalls aus dem lateinischen abgeleitet, und zwar vom Verb «resistere», also «Widerstand leisten, sich widersetzen, stehen bleiben, innehalten». Der Begriff beschreibt somit eine Form des Widerstands oder der Unempfindlichkeit gegenüber negativen äusseren Einflüssen. Das kann zum Beispiel die Fähigkeit des Körpers sein, Krankheiten abzuwehren oder deren Auswirkungen zu minimieren. Hier spielt das Immunsystem eine wesentliche Rolle. Es ist deshalb wichtig, die Faktoren zu kennen, welche unser Immunsystem stärken.

Im Zusammenhang mit Stressbewältigung bedeutet Resistenz, dass man weniger anfällig ist für die negativen Auswirkungen von Stress und die «scheinbar» besser wegstecken kann. Wie die Wortherkunft aber bereits sagt, geht die stressresistente Person dabei in den Widerstand und damit in eine starre Haltung. Kurzfristig kann diese Strategie hilfreich sein. Dauert ein Stressfaktor jedoch über längere Zeit an oder ist zu schwerwiegend, so reicht Resistenz häufig nicht mehr aus. Wer kennt nicht Beispiele von Menschen, bei denen man dachte, die kann nichts «umhauen» und dann brechen sie plötzlich von einem Moment auf den anderen komplett zusammen.


Ist Resilienz angeboren?

Unterscheiden sich resiliente Menschen körperlich von Menschen mit einer geringen Resilienz? Während die psychologischen Faktoren zum Thema Resilienz gut erforscht sind, steht die biologische Resilienzforschung noch am Anfang. Der heutige Forschungsstand sagt, dass Resilienz nicht angeboren ist. Es gibt aber genetische Veranlagungen, welche die Widerstandskraft der Seele begünstigen. So wurde beobachtet, dass der Körper von resilienten Personen unter Akutstress weniger des Neurotransmitters Noradrenalin ausschüttet. Der Abbau von Noradrenalin wiederum steuert ein Gen und scheinbar erzeugen resiliente Menschen mehr Proteine, um das ausgeschüttete Noradrenalin abzubauen. Mit anderen Worten, sie erholen sich schneller, der Körper wir schneller wieder in den Ausgangszustand zurückversetzt.

Auch der Herzschlag kann etwas über die Resilienz aussagen. Anders als bei einem perfekten Metronom variieren die Abstände zwischen zwei Herzschlägen um wenige Millisekunden. Das bezeichnet man als Herzfrequenzvariabilität. Die Herzfrequenzvariabilität ist ein Indikator für die Fähigkeit, die Herzfrequenz den körperlichen und mentalen Anforderungen anzupassen. Über autonome physiologische Regulationswege passt ein gesunder Organismus die Herzschlagrate beständig momentanen Erfordernissen an. Körperliche Beanspruchung oder psychische Belastung hat deswegen in der Regel eine Erhöhung der Herzfrequenz zur Folge, die bei Entlastung und Entspannung normalerweise wieder zurückgeht. Dabei zeigt sich eine höhere Anpassungsfähigkeit an Belastungen in einer größeren Variabilität der Herzfrequenz. Also ideal ist es, eine hohe Variabilität zu haben, denn das steht für eine gute Balance zwischen den aktivierenden und den beruhigenden Anteilen des autonomen Nervensystems.

Ein weiterer Faktor ist das Wachstum der Nervenzellen. Laut Neurobiologie erhöht ein starkes Nervenwachstum die Plastizität des Gehirns und das wiederum führt dazu, dass wir flexibler auf äussere Umstände und Schicksalsschläge reagieren können.

Was zeichnet resiliente Menschen aus?

Was Resilienz im Detail genau ausmacht, ist bis heute nicht komplett erforscht. Klar ist einzig: Resilienz ist ein komplexer psychischer Mechanismus, bei dem das Wechselspiel von Risiko- und Schutzfaktoren im Leben eines Menschen entscheidend ist. Resilienz ist zudem nicht ein statisches Persönlichkeitsmerkmal, sondern auch eine erlernbare Strategie, wie ein Mensch mit Problemen umgeht. Nach heutigem Forschungsstand gilt als gesichert, dass resiliente Menschen folgendes auszeichnet:

Selbstwirksamkeit
Resiliente Menschen erachten ihr Leben als sinnvoll und haben erlebt, dass sich etwas verändert, wenn man handelt.

Stabile, soziale Kontakte
Menschen mit einem guten sozialen Netzwerk sind besser in der Lage mit Stress umzugehen. Der Austausch von Emotionen und Erfahrungen mit anderen Menschen hilft ihnen die eigene Resilienz zu stärken.

Realistisches Selbstbild
Resiliente Menschen verfügen über ein realistisches Selbstbild. Das hilft ihnen Lebensträume und Ziele besser einschätzen zu können und so Wege zu finden, um diese zu erreichen.

Gefühlsstabilität
Ein guter Zugang zu seinen Gefühlen und Zuversicht macht Menschen resilient.

Flexibilität
Die Fähigkeit, sich Veränderungen anzupassen und flexibel auf neue Situationen zu reagieren, ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil von Resilienz. Flexibilität ermöglicht es auch in unsicheren Zeiten handlungsfähig zu bleiben.


Wie kann man seine Resilienz stärken?

Da es sich bei Resilienz nicht um eine angeborene Eigenschaft handelt, hat jeder Mensch die Möglichkeit seine Resilienz zu stärken. Dies durch entsprechendes Handeln und sich Aneignen von gewissen Fertigkeiten. Dazu gehören zum Beispiel:

Stabile Beziehungen aufbauen und soziale Kontakte pflegen
Investieren Sie Zeit in Beziehungen zu Freunden und Familie, um ein starkes soziales Netzwerk aufzubauen.

Selbstreflexion
Setzen Sie sich realistische Ziele und verfolgen Sie diese mit einer positiven Einstellung. Reflektieren Sie dabei regelmässig Ihre Fortschritte.

Neue Herausforderungen suchen
Akzeptieren Sie, dass Veränderungen zum Leben gehören. Wer sich in seinem Leben fortwährend weiterentwickelt, vergrössert seinen Erfahrungsschatz und ist damit besser gerüstet für kommende Krisen.

Und wo bleibt nun die Resistenz?

Resistenz aus körperlicher Sicht
Wie wir bei der Begriffsklärung am Anfang des Artikels gesehen haben, spielt auch die Resistenz eine Rolle, um herausfordernde Zeiten zu meistern. Wenn man den Begriff auf die Fähigkeit des Körpers bezieht Krankheiten abzuwehren oder ihre Auswirkungen zu minimieren, dann gibt es auch hier nützliche Tipps, um seinen Körper und sein Immunsystem möglichst gesund zu halten:

Auf eine ausgewogene Ernährung achten
Eine ausgewogene Ernährung reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien stärkt das Immunsystem und erhöht so die Resistenz gegenüber Krankheiten. Als ausgewogene Ernährung wird beispielsweise die mediterrane Ernährung bezeichnet. Sie basiert auf viel Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkorn-Getreideprodukten, Olivenöl, moderatem Fischkonsum und einer gemässigten Menge an Milchprodukten, Wein und Fleisch.

Sich regelmässig bewegen
Sportliche Betätigung fördert nicht nur die körperliche Fitness, sondern stärkt auch das Immunsystem. Moderate, regelmässige Bewegung unterstützt die Resistenz gegen Krankheiten.

Für Entspannung sorgen
Chronischer Stress kann das Immunsystem schwächen. Methoden wie Meditation, Yoga und Atemübungen können dazu beitragen, Stress abzubauen und damit ebenfalls die Resistenz zu stärken.


Resistenz aus psychologischer Sicht

Betrachtet man das Wort Resistenz weniger von der körperlichen, sondern mehr von der psychologischen Seite, so kann man folgendes festhalten: Im Zusammenhang mit Stressbewältigung beschreibt Resistenz die Widerstandsfähigkeit, Standhaftigkeit oder Unempfindlichkeit gegenüber Stressauslösern. Wer stressresistent ist, ist weniger anfällig für die negativen Auswirkungen von Stress und kann «scheinbar» problemlos mit belastenden Situationen umgehen. Da man bei Resistenz, wie es die Wortbedeutung sagt, in den Widerstand und eine starre Haltung geht, ist diese Strategie bei Stress nur kurzfristig nützlich, kann längerfristig aber zu neuen Herausforderungen führen. So kann man folgendes festhalten:

  • Kurzfristig sorgt Resistenz für eine gewisse Stabilität und Beständigkeit, was Menschen weniger empfindlich auf Stress und Stresssymptome reagieren lässt.
  • Resistenz kann ein guter Schutzmechanismus sein, um uns vor schädlichen Einflüssen zu schützen, also z.B. sich von Menschen fernzuhalten, die uns nicht gut tun.
  • Wenn Stressauslöser nur vorübergehend sind, kann Resistenz in Form von sich abschotten, widersetzen und innehalten durchaus hilfreich sein. Kurzfristig kann das eine Entlastung bringen und einem helfen Herausforderungen besser zu überstehen.

Resilienz ist bei langfristiger Stressbewältigung wichtiger als Resistenz

Für eine längerfristige Stressbewältigung ist Resilienz wichtiger als Resistenz, da sie dem Menschen dabei hilft auf Lebenskrisen mit der nötigen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zu reagieren, statt einfach nur Widerstand zu leisten. Resiliente Menschen sind zwar verletzlich, aber sie haben auch die Fähigkeit, Stressfaktoren als Chance für persönliches Wachstum und Veränderungen zum Positiven zu nutzen.


Betriebliches Gesundheitsmanagement als Beitrag zu mehr Resilienz und Resistenz

Die ebi-pharm unterstützt ihre Mitarbeitenden im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements beim Aufbau von Resilienz und Resistenz. So bietet sie z.B. immer wieder Anlässe für die Mitarbeitenden an, wo die sozialen Kontakte gepflegt werden können, oder organisiert Angebote, um in Bewegung zu bleiben, wie Bike to work, ebi-Challenge oder Büro-Yoga.

Alles hat seine Grenzen, auch die Resilienz

Da das Thema Resilienz in den letzten Jahren populärwissenschaftlich stark in den Fokus gerückt wurde, entstand zuweilen der Eindruck, als könne jede/jeder alle Krisen überwinden, wenn er/sie nur resilient genug sei. Längst haben Ratgeberautoren, Coaches, Lebensberater, Testentwickler, Therapeuten und viele weitere das Thema für sich entdeckt und vermarkten es auf unterschiedliche Weise. Dabei gehen sie stets davon aus, dass die innere Widerstandskraft erlernbar ist und gegen jede psychische Belastung immunisiere. Auch wenn Resilienz im Laufe des Lebens erlernbar ist, so gibt es doch Grenzen des Konzepts. So werden gesellschaftliche Ungerechtigkeiten häufig ausgeblendet. Es kann der Eindruck entstehen, wer gewisse Situationen nicht bewältigen könne, sei einfach nicht resilient genug und somit selbst schuld an seinen Problemen. Die Gefahr, dass Resilienz als Allheilmittel propagiert wird, mit dem es möglich sei, alles auszuhalten – unter Umständen auch Ungerechtigkeiten und Missstände – ist also durchaus vorhanden. Wenn wir also über Resilienz und die Faktoren, welche die Resilienz fördern sprechen, sollten wir dies stets auch im Hinterkopf behalten.


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Autor/in:
Simone Walther Büel
Tags zum Bericht:
Unternehmenskommunikation

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