Wärmende Lebensmittel oder wie man seinen Körper von innen heraus «heizen» kann
Wenn wir uns draussen mit dicker Jacke, Halstuch und Handschuhen einhüllen und drinnen unsere Finger beim Sitzen am Schreibtisch kalt werden, dann sehnen wir uns nach Essen, das wärmt. Meist stellen wir in der kälteren Jahreszeit instinktiv unsere Essgewohnheiten um. Gekochtes Gemüse und Suppen lösen die sommerlichen Salate ab und anstelle des Müeslis bietet sich am Morgen ein wärmender Porridge an.
Grundsätzlich produziert unser Körper beim Verdauen von Nahrung immer Wärme. Kalorien sind nämlich nichts Anderes als Energie, die in den Zellen «verbrannt» wird, um unser gesamtes System am Laufen zu halten. Bereits die Verdauungsvorgänge setzen dabei einen Teil der Energie als Wärme frei – ein Phänomen, welches man in der Fachsprache als Thermogenese bezeichnet. Der Effekt ist unterschiedlich stark, er hängt davon ab, was man isst. Eine sehr hohe Wärmewirkung haben Proteine, egal ob sie aus Fleisch, Fisch, Tofu oder Linsen stammen. Somit wird auch klar, weshalb eine deftige Linsensuppe im Winter einfach herrlich schmeckt und Körper und Seele wärmt.
Wenn der niedrige Blutdruck für das Frösteln verantwortlich ist
Menschen, die einen tiefen Blutdruck haben, leiden häufig unter kalten Händen und Füssen. Ist der tiefe Blutdruck die Ursache für das Frösteln, so können Kaffee, schwarzer oder grüner Tee oder Schokolade helfen. Sie enthalten Koffein oder koffeinähnliche Stoffe, die dem Blutdruck einen Kick versetzen und dafür sorgen, dass es einem wärmer wird. Auch Süssholz hilft gegen niedrigen Blutdruck. Es ist in vielen Kräuterteemischungen enthalten.
Auch das Gläschen Sekt oder Glühwein haben kurzfristig denselben Effekt – sie bringen den Kreislauf auf Touren, und wärmen von Innen. Aber Vorsicht, was sich zuerst als warm anfühlt, kann zu Unterkühlung führen. Da Alkohol die Gefässe weitet, wird die Haut besser durchblutet - das wiederum bedeutet, dass der Körper mehr Wärme an die Luft abgibt und somit bei kalten Aussentemperaturen viel schneller auskühlt als ohne Alkohol. Also wenn Glühwein, dann diesen besser am Ende eines ausgedehnten Weihnachtsmarktbesuchs geniessen und anschliessend so rasch als möglich in die warme Stube zurückkehren.
Scharfe Gewürze als Wärmespender
Schärfe ist kein Geschmack, sondern ein Schmerzreiz. Dieser wird von den Nervenenden in unserem Mund als Hitze fehlinterpretiert und in unserem Gehirn kommt an: «Achtung, heiss!» Gleichzeitig regt die Schärfe die Durchblutung an und die Körpertemperatur steigt. Wenn man es mit der Schärfe übertreibt, dann steigt die Temperatur so stark an, dass der Körper zur Abkühlung Schweiss produziert. Scharfe Gewürze wärmen also nur, solange man es nicht übertreibt und ins Schwitzen kommt. In kleinen Dosen sorgen sie hingegen für eine wohlige Wärme. Es lohnt sich somit im Winter Chili, Pfeffer, Ingwer, Meerrettich und Senf in der Küche griffbereit zu haben. Und wer schätzt im Winter nicht einen Ingwertee zwischendurch, der angenehm wärmt und erst noch wach macht.
Wärmende Lebensmittel in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)
Eine wichtige Rolle spielt die Einteilung der Lebensmittel in wärmende, kühlende und neutrale in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und der davon abgeleiteten Fünf-Elemente-Ernährungslehre. Dieser Lehre liegt die Vorstellung zugrunde, dass bei einem gesunden Menschen die Lebensenergien Yin und Yang in einem harmonischen Gleichgewicht sind. Yin steht dabei für die kalten, passiven Anteile, Yang hingegen für die warmen und aktiven. Auch in der Ernährung sollten diese Energien ausgewogen sein. Gerät etwas im Körper aus dem Gleichgewicht, kann man nach dieser Lehre mit den richtigen Lebensmitteln wieder für Balance sorgen. Frieren ist demnach auf ein Zuviel an Yin zurückzuführen und kann somit durch wärmende Lebensmittel behoben werden. Zu den wärmenden Lebensmitteln zählt das TCM zum Beispiel folgende:
- Hafer, Dinkel und Hirse, hauptsächlich als warme Getreidebreie
- Zwiebeln, Knoblauch, Lauch
- Fenchel
- Kürbis
- Rotes Fleisch vom Schwein, Rind Lamm oder von Wild
- Fetter Fisch, wie Lachs oder Forelle
- Pflaumen, Aprikosen (auch getrocknet)
- Ingwer, Pfeffer, Chili, Zimt, Kardamom
- Rosmarin, Thymian
- Granatapfel
- Baumnüsse
Als kühlend gelten zum Beispiel diese Lebensmittel
- Rohe Tomaten und Gurken
- Blattsalate
- Milch und Joghurt
- Zitrusfrüchte
- Bananen
- Kiwi
- Ananas
Allerdings ordnen verschiedene TCM-Kundige einige Lebensmittel auch unterschiedlich ein. So tauchen Wurzel- und Knollengemüse wie Karotten und Rande einmal bei den wärmenden und einmal bei den neutralen Lebensmitteln auf. Wer sich also näher mit TCM und der Fünf-Element-Ernährungslehre beschäftigen will, tut gut daran, sich von einer Fachperson beraten zu lassen. Sie wird dann die Lebensmittelauswahl genau auf das individuelle Yin-Yang-Verhältnis abstimmen.
Auch die indische Lebensführungs- und Gesundheitslehre des Ayurveda geht davon aus, dass in jedem Menschen verschiedene Energien vorhanden sind, die im Gleichgewicht gehalten werden müssen. Auch im Ayurveda wird somit zwischen erhitzenden und kühlenden Lebensmitteln unterschieden. Teils überschneiden sich diese mit der Einteilung im TCM, teils widersprechen sie sich auch.
Regional ist Trumpf
Was die Einstufung der Lebensmittel in wärmende und kühlende angeht, mögen sich die verschiedenen Schulen von TCM und Ayurveda in Einzelheiten widersprechen, aber in einem sind sich einig: Immer sollte man saisonalen und regionalen Lebensmitteln den Vorzug geben, da die Menschen vor Ort an diese besonders angepasst sind. Besinnen wir uns also auch in der kalten Jahreszeit auf die einheimischen Genüsse zurück von der Kürbissuppe, über Rotkohl, Rosenkohl, Sauerkraut bis zu Rösti oder deftigen Bratkartoffeln. All die Wurzeln, Knollen und Kohlgemüse sind genau dazu da, um satt, zufrieden und warm durch den Winter zu kommen.
Die richtige Zubereitungsart machts
Auch die Zubereitungsart spielt eine Rolle, ob uns ein Lebensmittel wärmt oder kühlt. Sowohl im TCM wie auch im Ayurveda sollen Lebensmittel für eine wärmende Wirkung gegart und heiss oder warm gegessen werden. Die meisten von uns machen dies in der kühleren Jahreszeit instinktiv so, statt Salat gibt es Suppe oder gekochtes Gemüse und statt Müesli oder Konfitürenbrot eher einen warmen Porridge mit Zimt zum Frühstück.
Viele Winterrezepte nutzen zudem langsame Garmethoden wie Schmoren oder Backen und das nicht nur, weil dadurch die Küche schön wohlig warm wird. In beiden Fällen entwickelt sich nämlich auch das Aroma von Gewürzen besonders gut und die Düfte, die dabei entstehen, verbreiten eine heimelige Atmosphäre. Zudem eignen sich diese Zubereitungsarten besonders gut für die Wurzeln, Knollen und Kohlgemüse, die bei uns das saisonale Angebot im Winter dominieren. Und wer im Winter dennoch ab und zu einen Salat geniessen möchte und zum Frieren neigt, kann diesen zum Beispiel einfach mit wärmenden Lebensmitteln anreichern, wie zum Beispiel mit Baumnüssen oder Granatapfelkernen.
Wohlig warme Suppe für kalte Tage
Wer jetzt Lust bekommen hat nach einer wärmenden Suppe, dem sei das Rezept «Petersilienwurzelsuppe mit Birne» aus dem Kochbuch «Zufällig vegan» von Marta Dymek (zufällig vegan - 100 Rezepte für die regionale Gemüseküche (smarticular.net) empfohlen.
- 500g Petersilienwurzeln schälen und in dicke Scheiben schneiden, etwas Olivenöl in einem Topf erhitzen, Petersilienwurzeln hinzufügen und fünf bis acht Minuten bei schwacher Hitze köcheln lassen.
- 1 süsse Birne schälen, entkernen und vierteln.
- Die Birne zu den Petersilienwurzeln hinzufügen und ca. 10 Minuten lang schmoren lassen, bis sie sehr weich geworden ist.
- 250 ml Gemüsebouillon dazu giessen und zugedeckt für 15-20 Minuten kochen, bis die Petersilienwurzeln sehr weich geworden sind.
- 250 ml Pflanzenmilch*
- 1 TL frischer oder getrockneter Thymian Zu den weichen Petersilienwurzeln und der Birne die Pflanzenmilch und den Thymian hinzufügen und mit einem Stabmixer pürieren.
- 1 Prise geriebene Muskatnuss
- Salz
- Frisch gemahlener schwarzer Pfeffer hinzufügen und die Suppe damit würzen.
Zum Servieren:
- 4 EL geröstete Mandelflocken
- Wenig Natives Olivenöl extra Suppe in Schälchen anrichten und mit wenig nativem Olivenöl
- Extra beträufeln und mit gerösteten Mandelflocken bestreuen.
*Am besten verwendet man eine Pflanzenmilch mit nussigem Aroma, zum Beispiel eine Mandel-, eine Haselnuss- oder eine Buchweizenmilch. Sojamilch ist für diese Suppe weniger geeignet.
- Autor/in:
- Simone Walther Büel
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Blog Unternehmenskommunikation
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