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Wissen ebi-aktuell Wie sieht ein Tag einer Hebamme aus?

Wie sieht ein Tag einer Hebamme aus?

Sie ist die gute Seele für werdende und frischgebackene Eltern in und rundum Münchenbuchsee – Hebamme Lisa Mees-Liechti. Mit Hebammenkoffer und vielen guten Ratschlägen und Tipps im Gepäck geht sie auf Hausbesuch. Wir durften Sie dabei einen Tag lang begleiten. 

Es ist ein Donnerstag Anfang Juli, die Fotografin Sonja Blank und ich treffen um 9 Uhr bei Hebamme Lisa Mees zu Hause in Münchenbuchsee ein. Es ist bereits alles parat für die heutige Tour – das benötige Material ist im Hebammenkoffer verstaut, das Auto steht abfahrbereit in der Einstellhalle inklusive genügend Benzin. Die Vorbereitung und Planung für den nächsten Tag macht Lisa Mees immer bereits am Abend vorher. Das ist wichtig, denn es kann passieren, dass am frühen Morgen plötzlich ein Notfall reinkommt und dann bleibt keine Zeit, um noch Material einzupacken oder das Auto auftanken zu gehen. Heute ist zum Glück aber alles ruhig und Lisa Mees heisst uns willkommen und erklärt uns kurz, was auf dem Tagesprogramm steht. Es ist ein warmer Tag und Lisa Mees, schlank mit langem Haar und tätowiertem Lieblingspferd auf dem Oberarm, trägt ein Sommerkleid, das passender nicht sein könnte für eine Hebamme, es besteht nämlich aus einem Stoff mit vielen kleinen Störchen drauf. Das Kleid habe ihr ihre Tochter genäht, erzählt sie uns und lacht. Aber nun geht es los. Mit dem weissen Auto von Lisa Mees, auf dem ebenfalls ein Storch prangt und dazu der Spruch: «Hebamme im Einsatz für Mutter und Kind» fahren wir los in Richtung Bern.

Tragetuchberatung und mehr

Die erste Familie, welche wir besuchen, wohnt im Breitenrainquartier. Lisa Mees kurvt geschickt durch die Einbahnstrassen und Baustellen und schon parkiert sie direkt hinter dem Mehrfamilienhaus in dem die Familie zu Hause ist. Wir steigen mehrere Treppen hoch bis in den obersten Stock des Altbaus und werden dort vom Vater des Kindes herzlich begrüsst und in die Wohnung gebeten. Mutter und Baby befinden sich im Schlafzimmer. Das kleine Mädchen schläft seelenruhig in der Mitte des Elternbetts. Lisa Mees lässt die Kleine vorerst schlafen und schaut mit der Mutter die richtige Anwendung des Tragetuchs an, das hat sich diese nämlich für diesen Besuch gewünscht. Die Mutter hatte zwar schon eine Beratung bei einer Tragtuchberaterin, aber irgendwie war ihr das alles etwas zu kompliziert und kommt sie noch nicht richtig zu recht mit dem Tragetuch. Lisa Mees sagt ihr, sie zeige ihr nun zwei einfachere Varianten, wie sie das Tragetuch binden könne. Lisa fragt nach einem Plüschtier und erhält vom Vater einen Pelzaffen in die Hand gedrückt. Mit diesem Pelzaffen, der nun als Baby dient, demonstriert Lisa Mees nun an sich selbst den beiden Eltern vor, wie sie das mit dem Tragetuch binden und dann das Baby «einfädeln» am einfachsten Handhaben können. Gleichzeitig beantwortet sie auch noch Fragen der Mutter, wie zum Beispiel, dass beim Kind kein Rückenschaden durch das Tragen im Tragetuch entstehen kann. Danach stellt Lisa der Mutter diverse Fragen, da geht es zum Beispiel darum, wie oft sie Lezithin nimmt, ob sich das Baby abgenabelt hat und so weiter.

Als nächstes wird die Kleine geweckt, Lisa nimmt sie zu sich und wägt sie in ihrem sogenannten «Storchensäcklein» das ist ein Stoffsäcklein, wo das Baby hineingelegt wird und das dann an einer Federwaage befestigt wird, die Lisa Mees in der Hand hält. 2 kg 560 g verkündet Lisa Mees, also ein normales Gewicht, so wie es bei einer Geburt eines etwas leichteren Babys durchaus üblich ist. Dazu muss man wissen, dass das Kindlein eigentlich genau an dem heutigen Tag seinen Geburtstermin hätte, aber eben schon etwas früher, nämlich am 14. Juni via Kaiserschnitt auf die Welt gekommen ist. Die Kleine hat also seither gut Gewicht zugelegt und Lisa Mees ist zufrieden mit ihr. Lisa schaut sich auch noch den Nabel des Babys an, weil die Mutter nicht sicher ist, ob es allenfalls einen Nabelbruch hat. Lisa Mees kann sie beruhigen.

Nun wird das Tragetuch wickeln und das Baby darin einpacken konkret geübt. Die Mutter macht es nun genauso, wie es Lisa Mees zuvor mit dem Plüschaffen vorgemacht hat und die Kleine lässt sich gerne einwickeln und ist dann ganz ruhig und lässt sich im Tuch herumtragen. Nachdem Lisa Mees noch einige weitere Fragen beantwortet hat, wie zum Beispiel, ob sie das Kind schon baden dürfen und wie es am einfachsten geht, wenn der Vater mit dem Kind in der Badewanne sitzt oder dass es normal ist, dass das Kindlein zuerst noch etwas herummacht, bevor es trinkt, wird ein nächster Termin vereinbart. Die Mutter erwähnt noch, dass sie sich manchmal fragt, ob alles normal ist, wenn ihr Aussenstehende sagen, das Kind sei ja so klein. Lisa Mees beruhigt und sagt, das sei einfach nicht gut, wenn Aussenstehende sich mit solchen unnötigen Kommentaren einmischen und nur für Verunsicherung sorgen. Zum Schluss fragt Lisa Mees noch, wie die nächste Woche bei ihnen als Familie aussehen wird und dann geht’s weiter. Von der Stadt Bern fahren wir jetzt aufs Land, nach Zuzwil.

Der kleine Nino der das Baden liebt und trinkt wie eine Maschine

Hier begrüsst uns Corina, die Mutter des kleinen Nino und bittet uns ins Wohnzimmer. Nino ist inzwischen bereits zwei Monate alt und auch er war bei der Geburt mit 2,5 kg eines der leichteren Babys. Lisa Mees fragt als erstes nach, wie es mit dem Stillen geht und ob Corina wieder etwas mehr Milch hat. Sie bejaht dies und sagt ganz besonders in der Nacht, da sei vor kurzem ein richtiger Strahl gekommen und das habe Nino dann nicht so toll gefunden. Auch Nino darf ins «Storchensäckli» von Lisa Mees und die Waage zeigt ein Gewicht von 4,6 kg an. Corina sagt, Nino trinke wie eine Maschine. Manchmal schaffe er es vier Stunden auszuhalten bis zur nächsten Mahlzeit, manchmal drei und häufig komme er alle 2 Stunden. Corina erzählt, dass es Nino am Wochenende zum ersten Mal geschafft hat den Kopf zu heben, als er auf dem Bauch lag. Jetzt meldet sich auch Nino zu Wort, er quengelt ein wenig und er drückt und verzieht dabei sein kleines Gesicht - da muss hinten etwas raus. Corina erzählt weiter, dass Nino baden super findet, am Wochenende hätten sie einen Wäschezuber gefüllt und er durfte darin baden und danach auch noch etwas an der Wärme «rumblütteln», wie wir auf Berndeutsch sagen. Corina erwähnt auch noch, dass das eine Äuglein von Nino ab und zu etwas nässe. Lisa sagt, das sei normal, also nichts das sie beunruhigen müsse. Nino drückt in dem Moment nochmals kräftig und verzieht erneut sein Gesicht. Lisa Mees zwinkert und sagt zu ihm, da hat die Mama aber ein Riesengeschenk, wenn sie dich wickeln wird. Und zu Corina gewandt meint sie: «Wie wollen wir weiterfahren?» Die beiden verständigen sich noch ein Abschlussgespräch durchzuführen und vereinbaren dafür einen Termin am 21. Juli. Während Corina Nino wickeln geht, erzählt uns Lisa Mees, dass sie früher noch mit der Harley auf Hausbesuch ging und damals die einzige Harley-Hebamme war. Ein Geschwisterchen eines Babys habe sie dann einmal an der Tür empfangen und dann in die Wohnung gerufen: Mama, die Gebärmutter kommt!» Wir lachen. Nino ist nun frisch gewickelt und zufrieden. Wir verabschieden uns von Corina und Nino und fahren Richtung Münchenbuchsee. Dort legen wir bei Lisa Mees zu Hause eine kurze Pinkelpause ein und dann geht es weiter zu Marcel und Lela.

Das Baby, der Stolz der ganzen Familie

Die beiden wohnen zusammen mit ihrem ersten Kind in der Attikawohnung eines Neubaus in Münchenbuchsee. Mit dem Lift fahren wir direkt in ihre Wohnung und werden dort von den beiden herzlich begrüsst und ins Wohnzimmer gebeten. Auf dem Wohnzimmerboden liegt ein kuscheliger rosafarbener Teppich, vom Wohnzimmertischchen aus lächelt uns ein Teddybär entgegen und auf dem Sofa sitzt die Oma mit dem Baby auf dem Schoss und strahlt. Marcel, der Vater, macht heute extra Homeoffice, damit er beim Hebammentermin auch mit dabei sein kann. Lisa fragt auch hier zuerst bei der Mutter nach, wie es mit dem Stillen geht und erkundigt sich, ob Lela noch Lezithin nimmt und wie häufig, ob zwei oder drei Mal am Tag. Lela erzählt Lisa Mees, dass das Kindlein im Moment einen richtigen Wachstumsschub habe, sie müssten immer wieder neue Kleider kaufen, gerade gestern seien sie auf Shoppingtour gewesen. Lisa Mees stellt fest, dass das Baby bei den Augenbrauen etwas Milchschorf bekommt. Sie sagt zu Lela und Marcel, das sei super, denn es zeige, dass die Augenbrauenhaare wachsen. Sie erklärt ihnen, warum man diesem krustigen Hautausschlag Milchschorf sagt, nämlich weil er etwas ähnlich aussieht, wie Milch, die in der Pfanne etwas angebrannt ist. Lisa Mees sagt zu Lela, wenn es etwas viel würde, dann könne sie einfach etwas Öl darauf geben und ein wenig Zucker und das Ganze dann leicht peelen. Auch hier kommt das Baby ins «Storchensäcklein» und wird gewogen. Die Waage zeigt 5 kg und 60 g an. Lisa Mees notiert das auf ihrem Rapportblatt fragt bei Marcel und Lela nach, wie es mit Cranio aussehe. Die beiden erkundigen sich darauf, wie viele Cranio-Termine es denn ungefähr noch brauche und was die Therapie genau bewirke. Lisa erklärt, dass Craniosacral-Therapie Verspannungen im Kiefer löse und somit das Baby besser trinken könne. Es helfe aber auch bei Bauchweh und sei nützlich bei Kindern, die sich viel nach hinten überdehnen. Sie versichert den beiden, dass die Craniosacral-Therapeutin wirklich nur so viele Termine, wie nötig, vereinbart. Marcel und Lela erkundigen sich nun wegen den Ferien. Sie haben vor mit dem Baby, wenn es dreieinhalb Monate alt ist, mit dem Auto nach Kroatien zu fahren. Sie wollen wissen, ob das geht. Lisa Mees sieht da kein Problem. Marcel erkundigt sich zudem, ob sich Lisa Mees auskenne mit diesen Spezialkleidern für Babys, die einen Sonnenschutz bieten. Lisa Mees sagt, da kenne sie sich zu wenig aus, aber sie hätte jetzt in dem Sinne auch noch nie etwas Negatives darüber gehört. Sie empfiehlt Lela und Marcel das Kind auf jeden Fall mit einer guten Sonnencreme ohne chemische Zusatzstoffe und Filter zu schützen. Bevor wir uns aufmachen zum nächsten Termin, bietet uns Marcel ein Glas alkoholfreien Sekt an und wir stossen auf das Kind an. Lisa Mees erhält zudem von Lela einen blauen Nagellack als Ge-schenk. Lisa Mees hatte bei einem vorderen Besuch nämlich den blauen Nagellack von Lela sehr bewundert und sich erkundigt, wo sie diesen gekauft hat. Lela hat sich das gemerkt und freut sich jetzt darüber, dass sie Lisa mit dieser Überraschung eine Freude machen kann.

Mittagspause mit Lisas Pferden

Inzwischen ist es Mittag geworden. Normalerweise macht Lisa Mees keine Mittagspause, sondern arbeitet durch. Heute aber haben wir etwas mehr als eine halbe Stunde Zeit, bis der nächste Termin ansteht. Wir fahren zurück zu Lisa Mees nach Hause und verabschieden uns dort von der Fotografin, Sonja Blank, die am Nachmittag noch andere Termine hat. Lisa Mees fährt anschliessend mit mir nach Moosseedorf, um mir zu zeigen, wo sie sich nach getaner Arbeit jeweils erholt – das ist bei ihren zwei Pferden, die dort in einem Stall untergebracht sind. Sie erzählt mir, dass sie eine Zeit lang misshandelte Pferde betreut hat. Ihr Lieblingspferd, das sie schon über 10 Jahre begleitet, ist denn auch eines von diesen geretteten misshandelten Pferden und das zweite Pferd ist ein Fohlen von ihm. Lisa stellt mich ihren zwei Pferden vor und gibt ihnen ein «Leckerli» mit Sanum Aspergillus niger Tropfen getränkt und Schüssler Salze. Danach sitzen wir zusammen in der Nähe des Stalls und Lisa erzählt mir von ihrer Liebe zu den Pferden, während ich ein Sandwich esse.

Kurzer Besuch nach Physio-Behandlung

Und schon geht es wieder los. Wir gehen zu Valentina, deren Baby nach der Geburt den einen Arm nicht hochheben konnte. Sie war am Morgen mit dem Baby in der Physiotherapie und will Lisa Mees jetzt kurz berichten, wie es gelaufen ist und was der Physiotherapeut gesagt hat. Valentina empfängt uns etwas bleich und müde. Lisa Mees erkundigt sich nach ihrem Befinden und Valentina sagt es gehe ihr gut, sie sei einfach müde. Lisa Mees sagt zu ihr, dann solle sie sich nach unserem Besuch unbedingt etwas hinlegen und schlafen. Valentina rapportiert Lisa Mees, was in der Physio rausgekommen ist und erwähnt dann noch, dass ein Äuglein des Babys immer etwas verklebt. Lisa Mees sagt, dass müsse sie nicht beunruhigen. Sie könne das Äuglein einfach mit viel Wasser auswaschen und am Schluss noch etwas Muttermilch ins Äuglein träufeln. Die Stammzellen in der Muttermilch würden helfen das Äuglein zu regenerieren. Sie gibt Valentina zudem ein Vitaminpräparat, damit sie wieder zu Kräften kommt, nach ihrer anstrengenden Geburt. Wir verabschieden uns von Valentina und Lisa Mees sagt nochmals zu ihr, dass sie sich jetzt unbedingt etwas hinlegen solle.

Das Brustbeisserchen

Und weiter geht’s in Münchenbuchsee, wir fahren zu Martina und Veikko und zu der kleinen Milla. Lisa Mees erkundigt sich bei Mutter Martina zuerst nach deren Wohlbefinden und fragt, wie es mit dem Hautauschlag gehe. Martina sagt, es sei besser geworden, dafür sei sie im Moment im Nacken sehr verspannt. Zuerst sei dies auf der linken Seite gewesen. Dann ging sie in die Massage und es war besser und nun sei sie aber auf der rechten Seite verspannt. Sie habe deshalb jetzt ein Ibuprofen genommen und Veikko, ihr Mann und ihre Mutter hätten sie zudem gestern und heute noch massiert. Lisa fragt, wie es mit dem Stillen aussieht, ob Milla Martina immer noch in die Brüste beisse. Sie bejaht und sagt, sie versuche es jetzt mit Brusthütchen und sonst würde sie jeweils die Milch abpumpen. Lisa Mees empfiehlt den Eltern Craniosacraltherapie für Milla, da dies den Kiefer entspannen kann und somit helfen könnte, dass Milla nicht so zubeisst an Mamas Brust. Ansonsten berichten die beiden Eltern gehe alles gut, Milla sei zufrieden, wenn sie «ghäbelet, gfuetteret und gwickelt» werde. Sie erwähnen zudem, dass bei ihnen schon alles viel routinierter läuft als noch bei Lias, ihrem ersten Kind. Auch mit den beiden Kindern zusammen gehe es gut, ausser das Lias jetzt ab und zu etwas am «trötzelen» sei. Lisa Mees sagt, das sei normal, zwischendurch bräuchten die Kinder dies, einfach auch einmal richtig wütend und traurig sein zu dürfen, dadurch würden sie sehr viel lernen. Sie empfiehlt Martina und Veikko das Buch «Wüten, toben, traurig sein» von Aletha Solter und gibt den Tipp, dem Kind nicht zu viel Aufmerksamkeit zu geben, wenn es einen Wutan-fall hat. Sie erzählt, dass sie mit ihren Kindern manchmal in den Wald gegangen sei, wenn sie in so einer Trotzphase waren und sie dort in voller Lautstärke in den Wald hätten schreien dürfen. Der Vater holt nun Milla aus dem Bettchen und Lisa Mees legt auch sie in ihr Storchensäcklein, die Waage zeigt 3,9 Kilogramm an inklusive Windel und Body. Lisa Mees notiert es auf dem Rapportblatt, wie die anderen Dinge auch, die besprochen wurden, wie zum Beispiel das Thema «Abhalten». «Abhalten» bedeutet, dass man das Baby in einer bequemen Position ohne Windel ausscheiden lässt. Milla wird regelmässig «Abgehalten» und hat ihr «Geschäft» schon einige Male ins Lavabo machen dürfen. Die beiden Eltern sind sehr stolz, dass das immer häufiger klappt. Milla meldet nun an, dass sie langsam wieder Hunger hat. Sie wird vom Papa herumgetragen und währenddessen machen Lisa Mees und Martina den nächsten Termin ab.

Der Faden der Kaiserschnittnarbe, der sich nicht auflösen will

Der Hebammentag neigt sich langsam dem Ende zu, für den letzten Besuch bei Mirjam und Mauro fahren wir nach Zollikofen. Mirjam wohnt an einem Ort, wo es steil bergab geht für die Zufahrt zum Haus. Lisa Mees sagt zu mir, zum Glück habe Mirjam ihre Kinder nie im Winter bekommen, diese steile Abfahrt hätte sie im Winter mit Schnee und Eis bei einem Notfall mitten in der Nacht nicht runterfahren wollen.

Mirjam begrüsst uns mit Baby Mauro auf dem Arm und dem kleinen Flavio, der sich an ihre Beine klammert. Flavio hat zum Anfang einen kurzen Wutanfall, weil er unbedingt auch von Mirjam hoch-gehoben werden möchte. Sie sagt zu ihm, dass das jetzt nicht geht und sie ihn nicht hochheben darf, wegen ihrer Narbe am Bauch. Für Flavio ist das schwer verständlich und er ist noch einen Moment lang wütend, während wir uns auf das Sofa im Wohnzimmer setzen. Aber da wir ihm nicht allzu grosse Aufmerksamkeit schenken, legt sich seine schlechte Laune allmählich. Lisa Mees nimmt den kleinen Mauro auf den Arm und legt ihn in ihr «Storchensäcklein», der Kleine wiegt ganz genau 4320 Gramm. Lisa Mees notiert sich das und sagt zu ihm: «Oh hat die Mama aber gute Milch.» Mirjam bittet Lisa Mees sich ihre Kaiserschnittnarbe anzuschauen, denn der eine Faden will sich nicht auflösen und nicht richtig herauskommen und es eitert an der Stelle ein bisschen. Lisa Mees drückt mir den kleinen Mauro in die Arme und schaut sich die Narbe genauer an. Sie empfiehlt Mirjam Kohlblätter aufzulegen, da diese helfen den Eiter rauszuziehen und sagt zu Mirjam, dass sie dann beim nächsten Besuch versuchen werde, den Faden zu entfernen. Und falls vorher etwas sein sollte mit der Narbe, so solle sich Mirjam unbedingt melden. Mirjam sagt, sie werde damit gleich noch ihren Mann anrufen und ihn bitten, auf dem Weg nach Hause noch Kohl zu besorgen. Lisa Mees macht letzte Notizen auf ihren Rapportblatt bevor wir uns auch von dieser Familie verabschieden.

Feierabend mit den Pferden

Jetzt fährt Lisa Mees nach Hause. Dort setzt sie sich zuerst einmal hin und isst etwas. Danach geht sie zu ihren Pferden und mit diesen geht es in den Wald. Sie erzählt mir, dass wenn sie im Wald und mit ihren Pferden zusammen sei, sie sich wie im siebten Himmel fühle. Es ist für sie Erholung pur und wie Ferien. Ferien in dem Sinne macht Lisa Mees nämlich nie. Sie hat es früher ein paar Mal versucht sich eine Woche frei zu nehmen, aber am Ende hatte sie dann jeweils mit dem Organisieren vor und nach den Ferien jeweils so viel Stress, dass die Ferien am Schluss nicht Erholung, sondern mehr Stress bedeuteten für sie. Somit hat sie es sich nun so eingerichtet, wie es für sie passt und hat damit jeden Tag am Abend bei ihren Pferden etwas Ferien.


Autor/in:
Simone Walther Büel
Tags zum Bericht:
Hebamme Menschen Unternehmenskommunikation

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