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Wissen ebi-aktuell Pflanzenporträt: Stinkender Storchenschnabel

Pflanzenporträt: Stinkender Storchenschnabel (Geranium robertianum)

In unserer Serie Pflanzenporträt stellen wir Ihnen verschiedene Heilpflanzen vor. Den Auftakt macht der stinkende Storchenschnabel (Geranium robertianum). Die weit verbreitete Pflanze ist ein wahrer Allrounder und gilt unter anderem als Entgifter und Seelenheiler. 

Es gibt verschiedene Storchenschnabelarten, nicht alle können heilkundlich verwendet werden. Der Wiesenstorchenschnabel (Geranium pratense) hat himmelblaue Blüten, Waldstorchenschnabel (Geranium sylvaticum) eher violette. Die Blüten des echten stinkenden Storchenschnabels (Geranium robertianum) sind kleiner als die der anderen Arten, sie sind rötlich mit weissen Streifen, die Blätter der Pflanze erinnern ein wenig an Duftgeranien, mit denen der stinkende Storchenschnabel auch verwandt ist. Den Zusatz «Stinkender» hat er übrigens durchaus verdient, denn er riecht nicht angenehm. 

Die Bezeichnung Storchenschnabel kommt von der Form seiner Früchte her. Sie ähneln etwas dem Kopf eines Storches. Eine weitere häufige Bezeichnung der Pflanze ist Ruprechtskraut. Dieser Name stammt vom Bischof Robert/Rupert von Salzburg, der den medizinischen Gebrauch der Pflanze gelehrt haben soll. Weitere Volksnamen sind Gichtkraut, Rotlaufkraut, Taubenfusskraut und Gottesgnadenkraut.


Wo wächst der Storchenschnabel und wie sieht er aus?

Der stinkende Storchschnabel kommt weit verbreitet in Europa, Asien und Nordafrika vor. Er ist eine ein- oder zweijährige, krautige Pflanze und gehört zur Familie der Storchenschnabelgewächse. Der Storchenschnabel ist sehr genügsam, was den Standort anbelangt. Man findet ihn in Schluchten, Auen, in Wäldern, an Wegrändern, aber auch auf Mauern und Felsen. Die Pflanze wird zwischen 10 und 50 Zentimeter hoch. Die Laubblätter der Pflanze haben eine handförmige bis dreieckige Form und verströmen beim Zerreiben einen sehr prägnanten Geruch, den viele Menschen als unangenehm empfinden.

In schattigen Lagen sorgen Blattgelenke dafür, dass sich die Blattoberflächen der Sonne zuwenden und somit ein Maximum an Licht einfangen können. Steht die Pflanze in der prallen Sonne, verfärbt sie sich durch Carotinoide und Anthocyane (sekundäre Pflanzenstoffe, sogenannte Bioflavonoide) rötlich und bildet dadurch einen eigenen Sonnenschutz.

Die Blüten des stinkenden Storchenschnabels sind eher unscheinbar, aber liefern reichlich Nektar für Bienen und Schmetterlinge. Die fünf Blütenblätter sind rosa gefärbt. Die Blütezeit beginnt je nach Witterung in der Regel ab Mai und dauert bis im September. Die Vermehrung der Pflanze erfolgt einerseits durch Bienen, zum anderen aber auch durch Selbstbestäubung. Die Früchte haben ein auffälliges Aussehen. Sie haben die Form eines Storchenschnabels. Wenn die Früchte reif sind, springen sie auf und können die Samen bis zu 6 Meter weit schleudern.


Wie wirkt der Storchenschnabel und wie wird er verwendet?

Die Inhaltsstoffe des stinkenden Storchschnabels sind hauptsächlich Flavonoide und Gerbstoffe, die unter anderem zusammenziehend und entzündungshemmend wirken. Weiter hat die Pflanze auch blutreinigende und lymphflussanregende Eigenschaften, die bei Entgiftungskuren genutzt werden können.


Die Verwendung vom Storchenschnabel in der Volksmedizin

Der stinkende Storchenschnabel wurde bereits bei den Kelten und Germanen verwendet. Mittelalterliche Ärzte lobten das Kraut überschwänglich und nannten es auch Gottesgnadenkraut. Später setzte Paracelsus ihn ein um «Schwermut zu verlieren». Volksmedizinisch wurde und wird die Pflanze vor allem innerlich gegen Durchfall und äusserlich bei schlecht heilenden Wunden, Entzündungen der Mundschleimhaut und leichten Formen von Ausschlägen verwendet.

Bereits seit dem Mittelalter wird der Pflanze auch immer wieder eine fruchtbarkeitsfördernde Wirkung zugeschrieben. So berichtete zum Beispiel Ignaz Schlifni (1924-2012), ein österreichischer Kräuterkundiger und Sammler von unzähligen Erfahrungsberichten, von einigen verblüffenden Erfolgen. Er empfahl Frauen, die vergeblich auf die Erfüllung ihres Kinderwunsches warteten, eine dreiwöchige Teekur mit Storchenschnabel auszuprobieren.

Auf das Gemüt wirkt der stinkende Storchenschnabel ebenfalls. Er unterstützt bei Melancholie, Traurigkeit und depressiven Verstimmungen. Auch bei der Aufarbeitung von akuten und zurückliegenden Traumata und Schockzuständen kommt die Pflanze zum Einsatz.

Storchenschnabel wird meist als Tee, Tinktur oder Kräuterwein eingenommen. Die Beigabe von ein wenig Honig hilft den bitteren Geschmack etwas zu mildern.


Literatur:

  • «Die Kräuter in meinem Garten», Siegrid Hirsch & Felix Grünberger, ISBN 3-8289-2128-0
  • «Pflanzliche Urtinkturen – Wesen und Anwendung», Roger und Hildegard Kalbermatten, ISBN 978-3-03800-601-5


Links:

Pflanzliche Urtinkturen - Die gleichnamige App und Onlinversion zum Buch (kalbermatten.org)

Stinkender Storchschnabel: Entgifter und Seelenheiler

Pflanzenporträt: Arnika


Autor/in:
Simone Walther Büel
Tags zum Bericht:
Ceres

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